Auch aus pragmatischen Gründen entschieden wir uns tatsächlich für Spuren und sammelten im Frühjahr diesen Jahres in einer Gemeinschaftsaktion Hand-, Fuß-, und Radabdrücke auf großen Papierbahnen. Wetter und Stimmung waren gut, die ganze Sache gleich sehr schwung- und humorvoll – und es entstand ein reichhaltiger Schatz an Material. Die sehr diversen Spuren, die so gewonnen wurden, wurden dann abfotografiert (statt Scans) und zu zwei unterschiedlichen Wandbildern komponiert – intuitiv und digital.
Mir gefällt der Gedanke, dass aus einem dynamischen Nachmittag mit viel Spaß und gemeinsamem Ausprobieren nun ein dauerhaftes Bild entstanden ist, das eigene Aussagen vermittelt.
Spuren hinterlassen: Dass wir als Menschen mit unterschiedlichen Schwierigkeiten erst probieren mussten, auf welche Weise wir „gute Spuren“ hinterlassen konnten, symbolisiert ein Stück Lebensrealität – ebenso, dass diese Spuren normalerweise von den meisten übergangen und unbeachtet geblieben wären. Wer als behinderter Mensch bleibende, brauchbare, belastbare Spuren hinterlassen will, muss sich inmitten einer eigentümlichen Mischung aus den entscheidenden eigenen Intentionen, Zufällen/Missgeschicken und Widerständligkeiten des Materials sowie Vorbehalten und „Entgegnungen“ seiner sozialen Umwelt zurechtfinden. In vieles mischt sich stets der unumgängliche Bedarf nach fremder Unterstützung…Auch dafür stehen symbolisch die Farbspuren der Wandbilder, die sicherlich nicht alle wie geplant zu Papier gekommen sind, anschließend digital verfremdet und schließlich aufgrund einer neuen Idee wiederum anders zusammengefügt wurden.
Was folgt?: Ich freue mich an den entstandenen zwei Ergebnissen und über die schließlich doch gelungene Gemeinschaftsaktion. Kleinere Arbeiten aus dem gewonnenen Material sollen folgen. Ich könnte mir außerdem ein Projekt vorstellen, dass noch direkter auf uns behinderte Persönlichkeiten hier vor Ort und unsere Alltagsgeschichten eingeht. Doch dazu bräuchte es weitere Kunst und weitere Künstler.
Ich bedanke mich sehr bei allen Nachbar/innen, die mitgemacht haben, der Hausgemeinschaft und dem Team von Fritz und Jack – und darüber hinaus bei allen, die an solche Momente kleiner Kunst glauben … sogar auf großer Fläche.